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manueljokiel

[Leserbrief] Zur dem nun beschlossenen Ende der echten Notfallversorgung im Krankenhaus Tirschenreuth


Wenn man das kommunalpolitische Agieren um die Restrukturierung der KNO überschaut und die Ränke vor und hinter den Kulissen Revue passieren lässt, muss man unwillkürlich an die „Erinnerungen aus Krähwinkels Schreckenstagen“ von Heinrich Heine denken, wo es u.a. heißt: „Vertrauet eurem Magistrat, der fromm und liebend schützt den Staat, durch huldreich hochwohlweises Walten; euch ziemt es, stets das Maul zu halten."


Als die – wie jetzt publik wurde- schon letztes Jahr unumstößlich beschlossenen Pläne öffentlich wurden und wir medizinisch Tätigen unsere Warnungen und Bedenken artikulierten, wurde von politischer Seite alles versucht, uns zu beschwichtigen oder zum Schweigen zu bringen. Man wollte die Sache ohne viel Diskussion vom Tisch haben. Man warf uns vor und wirft uns vor, Unruhe zu schüren, in der Bevölkerung unbegründet Angst und Schrecken zu verbreiten, die Menschen zu verunsichern und sie so sogar in die Arme von politisch Extremen zu treiben. Um den Protesten vermeintlich die Grundlage zu entziehen und die Kritik verstummen zu lassen, scheute man sich auch nicht vor einer arglistigen Täuschung, indem man vorgab, die Pläne auf Eis zu legen und gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten und Notärzten am Erhalt der Notfallversorgung im Krankenhaus Tirschenreuth zu arbeiten, was aber in keiner Weise geschah.


Die um den Erhalt des Hauses Bemühten haben dagegen stets mit offenen Karten gespielt und betont, dass sie nicht gegen jemanden, sondern für etwas kämpfen wollen. Wir haben nicht die Angst in die Bevölkerung hineingetragen, sondern deren Ängste artikuliert und versucht, sie den Verantwortlichen näher zu bringen. Das sehen wir nicht nur als unser Recht, sondern sogar als unsere Pflicht! Wenn wir als Medizinerinnen / Mediziner feststellen, dass etwas schiefläuft, dass die medizinische Versorgung absehbar verschlechtert wird, müssen wir als Fachleute, die alle medizinischen Abläufe vor Ort real, praktisch und besser kennen als jeder Landrat, Kreisrat, Oberbürgermeister oder gar Politiker in München, unsere Stimme erheben und eben nicht „das Maul halten“. Nach unserem Selbstverständnis würden wir uns mitschuldig an der Gefährdung der Bevölkerung machen, würden wir der Entwicklung schweigend und untätig zusehen.


Trotz alledem scheint der Zug abgefahren zu sein. Mit unheiligem Rückenwind aus München (die Gesundheitsministerin sieht die Notfallversorgung nicht wesentlich beeinträchtigt) fühlt sich die Politik juristisch auf der sicheren Seite. Die Leute hören ja auch mal wieder auf zu schreien und haben weiter keine Handhabe gegen die Veränderung („wie viele Divisionen hat der Papst?“).


Resignation sollte dennoch nicht aufkommen. Was kurzfristig nicht zu erreichen ist, gelingt manchmal unter neuen Bedingungen. Deshalb gilt es, auch weiter den Mund aufzumachen und die Realitäten beim Namen zu nennen.


Dr. med. Josef Kastner

Notarzt

Ottengrün



von Dr. med. Josef Kastner, Notarzt, Ottengrün

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